Samstagmittag auf dem Marktplatz von Preetz

Jeden Samstagmittag stehe ich mit anderen Friedensfreundinnen und -freunden auf dem Preetzer Marktplatz. Wir halten unsere Schilder und schweigen 20 Minuten lang. Das hat etwas Meditatives für mich: einfach nur stehen und dem Treiben auf dem Platz zusehen. Nach Ablauf der Zeit fühle ich mich ruhig und friedlich, manchmal erfreut und belustigt über die Reaktionen der Menschen. Es gibt überwiegend positive Reaktionen: hochgestreckte Daumen, Klatschen, gute Wünsche. Ein Passant stellte sich eine Weile dazu und verabschiedete sich dann mit dem Namasté-Gruß und einer Verbeugung. Manchmal versucht einer, uns in ein Gespräch zu verwickeln. Aber wir schweigen. Am letzten Samstag belehrte uns ein Mann, daß es Frieden nur „mit Waffen und Maschinengewehren“ gäbe. Ein mittelalter Mann drehte auf seinem Fahrrad eine Kurve vor uns und rief: „Ah, für Putin!“

Später erfuhr ich, daß er ein stadtbekannter Grüner ist. Es ist schon erstaunlich, was aus den Grünen geworden ist, seit sie das erste Mal an der Macht waren. Sie haben als strikt pazifistische und ökologische Partei angefangen und ich hatte damals eine gewisse Sympathie für sie. Nicht genug um mitzumachen, dazu war und ist mein Vertrauen in das Parteiensystem zu gering. Aber seit Joschka Fischer es geschafft hat, seine Parteigenossen davon zu überzeugen, der Bombardierung des ehemaligen Jugoslawien zuzustimmen, sind sie zu Kriegstreibern und Umweltzerstörern geworden. Wie es zu dieser erstaunlichen Metamorphose gekommen ist, weiß ich nicht. Offensichtlich scheint Macht einige Menschen süchtig zu machen. Wie kann man sich sonst erklären, daß ein sehr bekannter Grüner, der mittlerweile in die USA abgewandert ist,so scharf darauf war Bundeskanzler zu werden, obwohl er öffentlich bekannt hat, daß er mit Deutschland noch nie etwas anfangen konnte.

Wer für Frieden steht ist also für Putin. Während der C-Zeit wurden die Maßnahmenkritiker als Nazis und Antisemiten beschimpft. Das gleiche dummdreiste Strickmuster.

Wieder am Feuer

Am Donnerstag fuhr ich ein zweites Mal nach Lübeck, um an David Seven Deers Feuer im Innenhof des Doms zu sitzen. Ich war früh da und kaufte im Museumsshop eins der Bücher von David: Heelahs Traum. Es ist ein Buch für Kinder, aber wie wohl die meisten Kinderbücher auch für Erwachsene geeignet. Mit dem Buch in der Hand ging ich zu dem Platz, wo David seit einem halben Jahr an seinem Spirit Canoe arbeitet. „You want me to sign the book?“ fragte er und schrieb mir dann eine Widmung hinein, in der Sprache seines Volkes und auf Englisch. Er sprach die indianischen Worte laut aus und ließ sie mich wiederholen. Später, als ich einen Kaffee im Café im Innenhof trank, kam er zu mir und lud mich ein zum Feuer zu kommen, das er gerade angezündet hatte. Nach und nach kamen Menschen, viel mehr als bei meinem letzten Besuch. Ich kam mit den beiden Frauen ins Gespräch, die neben mir auf der Bank saßen. Beide waren regelmäßig hierher gekommen und sprachen mit großer Achtung über David Seven Deers. Eine von ihnen sagte: „Es ist ein Geschenk, was er hier macht.“ Da konnte ich ihr aus vollem Herzen zustimmen.

Als das Sechs-Uhr-Geläut abgeklungen war, sprach David eine Begrüßung in seiner Sprache und übersetzte sie dann: er habe das Feuer begrüßt und alle Anwesenden. Dies sei der letzte Abend am Feuer. Die Abendsonne vergoldete die Mauern des Doms. Eine Frau ging auf Bitte von David mit der großen Muschelschale mit glimmendem Salbei herum und jeder fächelte den aromatischen Rauch zu sich hin. Eine andere Frau hatte die Aufgabe der Feuerhüterin und legte ab und zu achtsam Holzscheite nach. David überließ seinen Platz einer weiteren Frau, die uns eine lange Geschichte aus seinem Buch Reisende Mutter vorlas. In der einsetzenden Dämmerung sammelten sich Krähen auf dem Seitentrakt des Doms, Fledermäuse flogen über uns. Es war so schön am Feuer zu sitzen und der Geschichte zuzuhören. Als die Vorleserin geendet hatte, fingen einige an zu klatschen, aber David stoppte das mit einer Handbewegung: „No clapping.“ Er sagte auch auf Deutsch, wir sollten jetzt nicht quatschen und das fand ich einleuchtend: jedes Gerede hätte diese schöne dichte Energie, die in der letzten Stunde entstanden war, zerstört. Allmählich löste sich die Versammlung auf. Ich ging noch einmal zu David, bedankte mich bei ihm und sagte, daß ich versuchen wolle, am 4. November zum Potlatch zu kommen, der Schenkungszeremonie, bei der er das Spirit Canoe an die Stadt Lübeck übergeben will. „Darüber würde ich mich freuen“, antwortete er auf Deutsch.

Ich kann schwer in Worte fassen, was dieses Ereignis in mir ausgelöst hat. Vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Wir leben in einer Kultur, in der alles beschrieben und erklärt wird und ich selbst habe einen großen Teil meines Lebens damit verbracht, meine Sprache dementsprechend zu kultivieren. Aber je älter ich werde, desto mehr spüre ich, daß die wesentlichen Dinge jenseits der Worte stattfinden. Worte können immer nur Annäherungen sein.

Eins kann ich aber sagen: dieses Sitzen am Feuer und den Geschichten einer anderen Kultur zu lauschen haben in mir eine tiefe Sehnsucht nach einer alten Zeit geweckt, in der auch wir in dem Erdteil, der sich Europa nennt, noch ein Bewusstsein von der Verbundenheit mit allem Lebendigen hatten.

Auf dem Weg zum Bahnhof durch die nächtliche Stadt geschah etwas, was meine schöne Stimmung trübte. Mir kamen drei junge Männer mit Migrationshintergrund entgegen. Der Bürgersteig wäre breit genug für uns alle gewesen. Die drei rückten jedoch keinen Zentimeter zusammen, so daß ich gezwungen war auf die Straße auszuweichen. Ich war von 2015 bis 2021 in der Flüchtlingshilfe aktiv. Meine damalige Motivation war, Menschen zu helfen, die in ihrer Heimat verfolgt oder von Krieg betroffen waren. Ich musste an die vielen Deutschen denken, die während der Nazizeit Zuflucht in anderen Ländern gefunden hatten. Ich habe die Abschiebung einer gut integrierten albanischen Familie erlebt und daraufhin zusammen mit anderen Flüchtlingshelfern die uns vom Land verliehenen Ehrennadeln in einer öffentlichen Protestaktion zurückgegeben. Ich habe zwei afghanische Familien betreut, die sich sehr um Integration bemüht hatten. Mittlerweile sehe ich aber, daß der ständige Zustrom von Flüchtlingen uns schadet. Messerangriffe und sexuelle Übergriffe durch migrantische Männer haben stark zugenommen und ich weiß von zwei Lehrerinnen, daß ein hoher Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund an den Schulen zu nicht beherrschbaren Zuständen führt. Dabei sind vor allem junge Männer ein erhebliches Problem: sie kommen aus Ländern, in denen Frauen nicht als gleichwertige Menschen gesehen werden und verhalten sich hier entsprechend destruktiv. Von daher habe ich ein gewisses Verständnis für alle, die angesichts dieser Zustände die AfD wählen. Ich sag’s zum wiederholten Mal: ich hege keinerlei Sympathie für die AfD. Sie ist eine neoliberale Partei, die letztlich nur den Reichen dienen will und deren Programm im übrigen ziemlich dem der CDU der 90er Jahre entspricht. Die Faschisten sehe ich allerdings an anderer Stelle. Aber das ist ein anderes Thema, das ich hier nicht vertiefen werde.

Das tiefe Misstrauen vieler Menschen in Deutschland gegenüber Fremden hat einen sehr alten Hintergrund: vor ein paar Wochen sah ich einen Aufkleber, auf dem eine indianische Familie abgebildet war, darunter der Text „Die Indianer konnten die Einwanderung nicht stoppen – heute leben sie in Reservaten“. Das ist bittere Wahrheit. Unsere Urahnen haben dieselbe Geschichte vor sehr langer Zeit auch erlebt, als die kriegerischen Horden aus der asiatischen Steppe hier einfielen und die friedliche Urbevölkerung verdrängten. Wir finden das noch in alten Mythen, z. B. repräsentieren in der Edda die friedliebenden Wanen die Urbevölkerung und die Asen die Kriegerstämme aus Asien. Auch in den sehr alten Erzählungen um die vorchristliche Vegetationsgöttin Holle finden wir die Geschichte von Vertreibung und Unterdrückung. Wen es interessiert: Heide Göttner-Abendroth hat diese Geschichten in ihrem Buch Frau Holle – Das Feenvolk der Dolomiten versammelt. Diese Erfahrung hat sich tief in unsere Gene eingeprägt.

„Weigert euch Feinde zu sein“

Das Zitat in der Überschrift habe ich aus einer Ausgabe der Zeitschrift Brennstoff. Ich finde das ein sehr gutes Motto, besonders in heutiger Zeit, wo eine Kaste von Politikern sehr penetrant die Trommel für Feindschaft rührt: ob nun die Russen, die Ungeimpften, die Klimaleugner, die AfD, die Rentner, die Bürgergeldempfänger usw., es scheint ihnen sehr wichtig, Feindschaft zu säen. Wofür braucht es Feinde? Man kann seine ganze Energie auf den vermeintlichen Feind richten und braucht sich dann nicht um seine eigenen Verfehlungen zu kümmern. Wer aber mit dem Finger auf Andere zeigt, auf den zeigen drei Finger zurück. So heißt ein alter und sehr zutreffender Spruch. Ich brauche keine Feinde. Sie machen mein Leben kein bisschen besser. Ich kann, will und muss nicht mit jedem befreundet sein, aber darum geht es auch nicht. Eine Frau aus meinem Umfeld hat, angeregt durch die schöne Initiative einer Kielerin, eine Aktion ins Leben gerufen, an der ich seit ein paar Wochen teilnehme (siehe oben: ich halte das Schild mit der Aufschrift „Friedenstüchtig“. Wir stehen jeden Samstag von 11:55 bis 12:15 auf dem Marktplatz in Preetz und schweigen. Anfangs machte ich mir Sorgen, ob ich als eine, die sich gern bewegt, es schaffe 20 Minuten lang still zu stehen und die Klappe zu halten. Aber schon beim ersten Mal war es für mich ein besonderes und beglückendes Erlebnis. Ich wurde innerlich ganz ruhig und friedlich und sah einfach nur dem Treiben auf dem beleben Marktplatz zu. Menschen gehen vorbei und sehen uns. Einige gehen langsamer, einige bleiben stehen und lesen die Schilder, einige heben den Daumen hoch, einige sprechen uns an. Wir haben bisher nur eine einzige negative Reaktion von einem Mann bekommen, der uns zurief: „Geht doch nach Russland!“ Das erinnerte mich an meine Jugend, als man uns Demonstranten vom Straßenrand aus zurief: „Geht doch nach drüben!“ Mit drüben war die ehemalige DDR gemeint. Ein Mann sagte: „Ihr macht mich glücklich mit eurer Aktion“. Dann erzählte er minutenlang aus seinem Leben, während wir schweigend dastanden. Zum Schluss sagte er: „Jetzt habe ich mich so schön mit euch unterhalten.“ Am letzten Samstag sagte ein Mann: „Wie gut, daß es nicht nur Bekloppte auf der Welt gibt.“ Es stellten sich auch zwei weitere Menschen zu uns. Während dieser stillen zwanzig Minuten entsteht ein schönes Energiefeld, so erleben es die meisten von uns, wie sich im anschließenden Gespräch herausstellte. Nach der Aktion gehen wir Kaffee trinken; auch das gehört mittlerweile dazu.

Es gibt ein sehr schönes Interview mit Ulrike Guérot, die 2023 ihre Professur an der Uni Bonn verloren hatte, angeblich aufgrund von Plagiatsvorwürfen, tatsächlich wohl eher wegen ihrer deutlichen Kritik an den Coronamaßnahmen und ihrer Haltung zum Krieg in der Ukraine. Es geht um ihre Eindrücke von der Reise nach Russland und u. a. um die sich ständig abwechselnden Angstnarrative der Herrschenden, ob es sich um ein angeblich supergefährliches Virus, einen angeblich drohenden Angriff durch Putin auf Deutschland und den angeblich menschengemachten Klimawandel handelt.

Auch in Flensburg stehen Menschen für den Frieden auf der Straße, wie ich vorletztes Wochenende erfreut erleben durfte.

Wer braucht Feinde? Zur Erinnerung: Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge!

Schöne Begegnung

Donnerstag gehe ich immer in Kiel auf den Markt und dann ins Café. Dort begegne ich meistens einer Frau in meinem Alter, die wie ich an der ausliegenden Süddeutschen Zeitung interessiert ist. Wir teilen sie uns dann. Heute hatte sie den politischen Teil und ich bekam erst mal das Feuilleton. Als ich mit dem Artikel über die kürzlich verstorbene Claudia Cardinale fertig war, reichte sie mir den Rest der Zeitung rüber. Aber ich kam gar nicht dazu, ihn zu lesen, weil wir das erste Mal plötzlich in einem Gespräch waren: daß die Süddeutsche vor vielen Jahren ziemlich gut gewesen und wie schlecht sie mittlerweile geworden sei. Es stellte sich heraus, daß wir uns richtig was zu erzählen hatten und in vielem eine ähnliche Sicht auf die Dinge haben. Ein erfreuliches Gespräch.

Bewohntes Hornissennest in einem gespaltenen Baum

Ich habe eine Doku über die Kundgebung „Stoppt den Völkermord in Gaza „mit Sahra Wagenknecht, Gabriele Krone-Schmalz, Dieter Hallervorden und einigen anderen Leuten in Berlin gesehen . Didi Hallervorden legte eine beeindruckende Show ab, sehr sehr toll und ergreifend. Der Mann ist fast 90. Alle Achtung! Und ein weiterer alter Mann hat mir sehr gefallen: Roger Waters von Pink Floyd per Video mit  einer vehementen und eindringlichen Botschaft. Jetzt bedauere ich, daß ich nicht dabei gewesen bin. Ich hätte auch gern Sahra Wagenknecht und Gabriele Krohne-Schmalz life mitbekommen.  Es tut gut zu sehen, daß es so viele tolle Menschen auf der Erde gibt.

Spätsommerfülle

Wermut

Heute regnet es ergiebig. Ich kann nichts im Garten tun. Auch gut, ein Tag zur freien Verfügung. Ich sehe den Staren zu, die spektakelnd im Zwetschenbaum sitzen und sich die Bäuche vollschlagen. Ich habe zwei Zwetschenkuchen gebacken, Zwetschen verschenkt und Zwetschen entkernt und eingekocht. Den Rest können sich gern die Stare holen.

Im Schuppen trocknen die Zwiebeln und der Knoblauch, die Kartoffeln sind geerntet, die Tomaten eingekocht, Huflattich, Melisse, Schachtelhalm und Wermut befinden sich in Kartons und Gläsern  und im Regal stehen etliche Gläser mit Apfelmus aus den Klaräpfeln. Oft denke ich an meine Oma und Mutter, wie sie im Sommer Beeren sammelten, Marmelade und Gelee kochten und Zwetschen, Kirschen und Apfelmus machten. Das stand dann alles im Keller in Holzregalen. Ich mag diese Tätigkeiten; sie verbinden mich mit der Fülle. Demnächst werde ich blühenden Efeu sammeln und wieder eine Medizin für meine Schilddrüse machen. Alles ist da, es muss nur erkannt werden.

Am Sonntag kam mein Imkerfreund HU vorbei und wir räumten gemeinsam den Stock des ausgeraubten Bienenvolks aus. Es waren nur fünf Waben gebaut worden, kein Tropfen Honig mehr – die Räuberinnen hatten ganze Arbeit gemacht. Dieses Volk war zu klein und schwach gewesen; es hatte einen schlechten Start und hätte den Winter nicht überlebt. Es war aber schön, alles gemeinsam anzusehen und sich auszutauschen.

Jetzt geht es auf die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche zu und das ist auch die Zeit, in der für die Ernte gedankt.

Strecknitzaltar im Lübecker Dom

David Seven Deers sagte, daß wir Menschen in Europa in der Schule Geschichten aus dem Nahen Osten lernten, also alles, was in der Bibel steht. „Aber ihr habt eure eigenen Geschichten.“ Und das stimmt ja auch: unsere eigenen Geschichten aus der Zeit, bevor die Kirchen die heiligen Haine zerstörten und ihre Gotteshäuser auf die heiligen Plätze setzten, aus der Zeit, als Menschen noch die Sprache der Tiere verstanden und sich als Teil der Landschaft erlebten, sind verdrängt worden, überleben noch in Märchen, in  alten Bildern, oft in verstümmelter Form. Es sind die Geschichten unserer Ahnen, die hier gelebt haben, die ihre Erfahrungen, ihre Fertigkeiten, ihr Heilwissen, ihre Rituale von Generation zu Generation weitergegeben haben. In der Schule waren diese Geschichten kein Thema. Dennoch sind Geschichten oft das einzige, was geblieben ist.

Die drei Frauen auf dem Strecknitzaltar im Lübecker Dom enthalten auch eine alte Geschichte: abgebildet sind von links die heilige Katharina mit dem Schwert, Maria mit dem Kind und die heilige Barbara mit dem Turm. Katharina und Barbara sieht man auf vielen alten Darstellungen zusammen mit Margarete: „Barbara mit dem Turm, Margarete mit dem Wurm, Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madln“. Lange bevor die drei zu Märtyrerinnen umgedeutet wurden, waren sie im alten Glauben die drei heiligen Frauen, zu denen auch die drei Nornen der germanischen Mythologie gezählt wurden. Barbara mit dem Turm konnte vor Blitzschlag schützen, Margarete hielt einen Wurm (=Drachen) und war damit die Hüterin der Erdenergien und zu Katharina gehört das achtspeichige Jahresrad. Auf diesem Altarbild hat man Margarete mit Maria und dem Kind ersetzt und Katharina ein Schwert gegeben.

Die spirituelle Frauenbewegung hat seit den 80er Jahren viele alte Geschichten ausgegraben, zunächst auch eher die aus fremden Kulturen, dann mehr und mehr unsere eigenen: Heide Göttner-Abendroth und Vera Zingsem sind nur zwei der vielen Frauen, die sich mit unseren eigenen spirituellen Wurzeln befasst haben.

 

 

Am Feuer mit David Seven Deers

Meine Chinesische Medizinfrau und ich sind zusammen nach Lübeck gefahren, um David Seven Deers im Innenhof des Lübecker Doms zu erleben. David ist ein Indianer und legt auch Wert darauf so genannt zu werden. Er fertigt zur Zeit eine Gravur , „the Spirit Canoe“ auf einem gespaltenenen Findling, der der Stadt Lübeck geschenkt werden und ihr Segen bringen soll. Jeden Donnerstag kann man mit ihm am Feuer sitzen und ihm zuhören. Ich habe Neues erfahren: daß nämlich die Indianer nicht aus Sibirien über die Beringstraße nach Amerika gekommen sind. „Wir waren schon immer da“, sagte David, der aus Kanada, British Columbia, kommt. PotlNachdem er über sich und sein Verhältnis zu Deutschland erzählt hatte, las er uns aus einem Buch vor, das er geschrieben hat. Eigentlich ist es ein Kinderbuch, aber mich hat es völlig gepackt. Es hat den Titel Potlatch,  das ist ein Ritual, in dem der ganze Besitz verschenkt wird in der Gewissheit, daß das Leben immer alles gibt, was man braucht. Eine Geschichte, in der ein Junge mit der Hilfe eines Raben und eines Dachses ein Abenteuer erlebt, das auch eine Initiation ist.

Im Hintergrund, unter dem weißen Zeltdach, kann man den Findling erkennen, an dem David arbeitet

Ich kann noch gar nicht in Worte fassen, was diese eineinhalb Stunden in mir ausgelöst haben. Es hat mich in der Tiefe berührt. Charles Eisenstein spricht gelegentlich davon, daß die Veränderung von den Rändern (margins) kommen wird. Und genau das fiel mir an diesem magischen Abend ein, denn David Seven Deers repräsentiert ein Volk, daß weit an den Rand gedrängt wurde. Jetzt bringt er seine Medizin (so nennt er seine Kunst) nach Europa.

Heute entdeckte ich, daß es auf NDR einen Beitrag über den Abend gibt. Auf einer der Bänke kann man I. und mich sehen.

 

Gorbatschow

Blick auf die Elbe in der Sächsischen Schweiz

Vor einigen Tagen habe ich einen Film gesehen, den ich gern weiterempfehle. Man findet ihn auf Youtube unter dem Titel Gorbatschow und Gödelitz. Gödelitz ist ein Gut in Sachsen, in dem seit längerer Zeit interessante Veranstaltungen stattfinden. Eine davon wird hier vorgestellt: Die Journalistin Bettina Schaefer stellt darin ihr Buch Michail Gorbatschow – wie er unser Leben veränderte vor. Begleitet wird sie von der Journalistin Gabriele Krone-Schmalz, die wegen ihrer sehr differenzierten Sichtweise auf den Ukrainekrieg mittlerweile von den Leitmedien entweder auf Übelste niedergemacht oder völlig geschnitten wird. Sie spricht fließend Russisch, hat Gorbatschow persönlich interviewt und, wie aus den Filmausschnitten erkennbar, offensichtlich auch ein sehr herzliches Verhältnis zu ihm gehabt. In mir, die ich ja inmitten des Kalten Krieges mit seiner immer latenten Gefahr eines Atomkrieges aufgewachsen bin, hat dieser Film starke Gefühle ausgelöst. Gorbatschow war derjenige, mit dem sich der Wind Richtung Frieden gedreht hat. Er hat vorgemacht, wie man aus einem erstarrten System aussteigen kann. Und ganz offensichtlich hat er, anders als seine Vorgänger und die Regierenden der Westmächte, das Menschliche in den Vordergrund gestellt. Mittlerweile befinden wir uns wieder in einem neuen kalten Krieg und die Mächtigen, zumindest die der westlichen Welt, sind ganz heiß darauf, einen neuen heißen Krieg mit Russland vom Zaun zu brechen. Die Kriegspropagandamaschine läuft auf Hochtouren. Für nichts ist Geld da in Deutschland, für Waffen aber jede Menge.

In diesem Zusammenhang möchte ich erneut auf das European Peace Project hinweisen. Und am 13.9. findet in Berlin eine große Friedensdemo statt, auf der u. a. Sahra Wagenknecht, die bereits erwähnte Gabriele Krone-Schmalz und Didi Hallervorden sprechen werden.

Ein sehr beeindruckender Flashmob, der kürzlich in Berlin stattfand.

Mein kleines Bienenvolk ist tot. Als ich aus Sachsen zurückkam, sah ich Wespen, die daran interessiert waren, in den Stock zu kommen und Honig zu naschen. Ich verengte das Flugloch, um ihnen das Eindringen zu erschweren. Die Abwehr der Bienen schien zu funktionieren: ich sah Wächterbienen, die den Zutritt erfolgreich abwehrten. Einige Tage später sah ich dann jedoch, daß auf dem Flugbrett Kämpfe zwischen Bienen stattfanden – kein gutes Zeichen. Dann war plötzlich alles voller Bienen, als wäre ein Schwarm gefallen. Es war nun klar, daß meine Bienchen von fremden Völkern ausgeraubt wurden. Das ist nichts Ungewöhnliches um diese Jahreszeit; ich habe es allerdings bei keinem meiner Völker bisher erlebt. Fremde Bienen dringen ein, klauen den Honig und töten die Bienen. Das geschieht eigentlich nur bei schwachen Völkern. Meines hatte, wie berichtet, einen Start mit Hindernissen und die Eiablage der neuen Königin fand recht spät statt, so daß dieses Volk sich nicht schnell entwickeln konnte. Ich konnte nur hilflos zusehen. Am nächsten Morgen lagen viele tote Bienen und abgeschrotetes Wachs von den geöffneten Honigzellen im Gras. Viele Drohnen hingen an der Stirnseite des Bienenstocks. Ab und zu fiel einer herunter. Die Drohnen können keinen Nektar aus Blüten saugen; sie sind darauf angewiesen, von ihren Schwestern gefüttert zu werden. Aber ihre Schwestern waren tot. Es zerriss mir fast das Herz, dieses Elend mitanzusehen.

Pflanzenwelt und Courage

Im feuchten Schatten vor einer Grotte fanden wir eine Pflanze, die ich zunächst als Salomonssiegel identifizierte, obwohl sie nicht ganz meinem inneren Bild entsprach. Ein Schild informierte darüber, daß es sich um den Stengelumfassenden Knotenfuß handelt, der sehr selten vorkommt und sich nach der letzten Eiszeit hier angesiedelt haben soll. Ich fand diese Pflanze nicht in meinen Pflanzenführern, aber in einem der fünf Bände der Blütenpflanzen Mitteleuropas. Sie ist eine enge Verwandte von Salomonssiegel und Vielblütiger Weißwurz. Letztere finde ich in meiner Umgebung ab und zu im Wald. Es ist spannend, neue Pflanzen zu entdecken. Ansonsten fanden wir in der wilden Felsenwelt Heidelbeeren, die wir direkt vom Strauch naschen konnten und die viel aromatischer waren als die gezüchteten Sorten mit den übergroßen Früchten. Es gab an einigen Stellen auch Preiselbeeren. Im Wald nahe unserem Häuschen gab es außer Kiefern Faulbäume und Ebereschen. Wir sahen auch viele Moose, so etwa weiche graugrüne Polster an den Felsen. Mit Moosen kenne ich mich kaum aus, aber ich lese gerade Robin Wall Kimmerers Buch Das Sammeln von Moos. Schon im letzten Jahr fiel mir das allgegenwärtige Heidekraut auf, das ich in solchen großen Vorkommen nur aus der Lüneburger Heide kannte. In einem kleinen Laden in Bad Schandau mit dem schönen Namen Hollerbusch fand ich passenderweise das Buch Heidekraut – Blume des Friedens von Doris Grappendorf. Die Autorin hat sehr sorgfältig recherchierte Informationen zu Heilwirkungen und anderen Verwendungsmöglichkeiten zusammengestellt.

Unter der Rubrik Hinweise des Tages auf den Nachdenkseiten gab es am 20. und 21. August ein zweiteiliges Interview mit Melanie Schweizer, Juristin und Politologin, über ihre Teilnahme an der „Global Sumud Flotilla“, die mit etlichen Booten die Blockade von Gaza durchbrechen will. Ich achte Menschen, die derartige Aktionen unternehmen, sehr für ihren Mut und ihre Klarheit. Mit dem Thema Mut hat sich zeitgleich auch Cambra Skadé am 21. August auf ihrem Blog mit einem sehr schönen Text befasst. Bei all dem schier unerträglichen Grauen, das sich dieser Tage in unserer Welt ereignet, ist Mut wichtiger denn je. Ich mag den französischen Begriff Courage, in dem das Wort cœur (Herz) enthalten ist. Ja, Mut hat seine Quelle im Herzen. Wenn unser Herz uns klar und deutlich sagt, daß ein großes Unrecht geschieht, dann wächst auch der Mut, klar und deutlich zu sprechen und zu handeln. Es hat in finsteren Zeiten immer mutige Menschen gegeben, wie diejenigen, die während der Nazizeit Juden versteckt und ihnen zur Ausreise verholfen haben. In den letzten fünf Jahren hat es viele mutige Menschen gegeben, die ihren Job und ihr Ansehen riskiert haben, weil sie ihrem Herzen gefolgt sind: diejenigen, die die sogenannte Impfung als gesundheitsschädlich bezeichnet haben, die Impfunfähigkeits- und Maskenatteste ausgestellt haben, die auf die Straße gegangen sind und sich von der Antifa beschimpfen lassen haben, die Proteste organisiert haben. Und mutig waren natürlich alle, die dem wachsenden Druck, sich die Genspritze geben zu lassen, Widerstand geleistet haben.

Ich bin fest davon überzeugt, daß Menschen zu erstaunlichen Dingen in der Lage sind, auch dazu eine friedliche Welt mit Respekt für alles Lebendige zu schaffen. Und es ist gut, sich immer wieder zu erinnern, daß es in der Geschichte der Menschheit eine sehr lange Zeit ohne Krieg und Herrschaft gegeben hat. Was damals möglich war können wir wieder wirklich werden lassen. Es ist an der Zeit.

Die Reinhardtsdorfer Feuerwehr benutzt immer noch dieses putzige DDR-Modell.

Wanderurlaub

Unseren diesjährigen Wanderurlaub verbrachten wir wie im letzten Jahr im Elbsandsteingebirge, wieder in dem schönen kleinen Holzbungalow am Waldrand bei unseren supernetten Vermietern. Im letzten Jahr hatte ich mit Schrecken die erste steile Stiege im Bielatal gemeistert und danach geäußert: „Das will ich nicht noch mal machen“. Aber steile, schier endlose Auf- und Abstiege auf schmalen Stufen und Leitern sind in dieser Region unvermeidlich. Und so ging es dieses Jahr noch extremer weiter. Die für mich größte Herausforderung war die Rotkehlchenstiege, die durch eine Felsspalte nach oben führt. Ab und zu waren gab es kleine Stufen, in die man gerade mal den Vorfuß setzen konnte. Mit den Händen musste man sich am nackten Fels festhalten, manchmal gab es Baumwurzeln, die als Haltegriffe dienten. An zwei Stellen dachte ich, ich schaffe das nicht. Aber es war klar, daß eine Umkehr ganz und gar unmöglich war. Es blieb nur hochkonzentriertes Weiterkraxeln. Schließlich kamen wir auf einem Plateau an und konnten verschnaufen. Meine Tochter sagte, es sei doch ein sehr erhebendes Gefühl, diese steile Stiege geschafft zu haben. Da kann ich ihr aus ganzem Herzen zustimmen. Während wir uns erholten, kam mit viel Lärm und Lachen eine ca. 30köpfige Gruppe junger Männer die Stiege hoch, offensichtlich völlig problemlos, und nahm dann ohne Pause die nächste Steigung, auch wieder mit sehr viel Getöse. Die hatten jedenfalls deutlich mehr Kondition als wir. Eine Frau, die nach uns hochgestiegen war, erzählte uns, daß diese Stiege „noch gar nichts“ sei. Das Heftigste sei die Häntzschelstiege, wo Metallbügel in einem senkrechten Felskamin als Kletterhilfe dienten. Sie gab allerdings auf mein Nachfragen zu, daß sie diese Stiege nicht genommen habe. Ich habe später Fotos der Häntzschelstiege gesehen und kann nur sagen: Nein danke! Ich habe eine gewisse Höhenangst und gehe nur auf eine Leiter, wenn es unumgänglich ist. Aber hier, wo sich auf fast jedem Wanderweg die eine oder andere Leiter und Treppe findet, musste ich mich viele Male überwinden und stellte nach neun Tagen eine gewisse Gewöhnung bei mir fest. Meine Strategie dabei: nie nach unten schauen, weil das den blanken Horror auslösen würde. Und möglichst auch nicht nach oben sehen, weil es entmutigend sein kann zu sehen, wie lange es noch nach oben weitergeht. Beim Abstieg besonders enger Stufen ohne Geländer ging ich mit dem Gesicht zur Wand. Das hat sich bewährt. Auf jeden Fall bewirken diese Herausforderungen, daß ich voll und ganz in der Gegenwart bin.

Das ist die Rotkehlchenstiege. Der orange Fleck in der Mitte ist meine Tochter, etwas tiefer hänge ich in den Felsen.

Bei unserer Wanderung im sehr schönen Polenztal gerieten wir in einen deftigen Wolkenbruch. Wir stellten uns unter einen Felsüberhang, aber der Regen hielt an und wir gingen schließlich weiter. Ein Regenponcho, den ich mir vor Jahren gekauft und nie benutzt hatte, kam zum Einsatz und bewährte sich.

Einen geplanten Besuch der Edmundsklamm in Tschechien, die ganz in der Nähe ist, brachen wir vorzeitig ab. Der Grenzort Hřensko schien nur aus Duty free-Shops und Parkplätzen zu bestehen. Asiatisch aussehende Männer kassierten die Gebühren und betrieben Stände, an denen allerlei Ramsch verkauft wurde. Der Zugang zur Edmundsklamm war gesperrt. Scharen von Touristen wälzten sich den Berg hoch. Wir hatten genug und fuhren zurück, nachdem wir sehr günstig getankt hatten. An der Grenze wurden wir von deutscher Polizei angehalten, die ins Auto schaute und uns dann weiterfahren ließ. Vielleicht wollten sie schauen, ob wir Flüchtlinge nach Deutschland schmuggeln. Wir waren später ein zweites Mal in Tschechien, diesmal zu Fuß. Unser Vermieter hatte uns eine Wanderung auf den Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg) empfohlen. Der ist der höchste Berg des Elbsandsteingebirges und auf seinem Gipfelplateau gab es eine atemberaubende Sicht auf die böhmischen Wälder und die Berge im deutschen Gebiet. Dann wanderten wir gefühlt ewig lange zum Restaurant Kristin Hrádek. Es gab große Schilder, auf denen es angekündigt wurde: zunächst mit 2 km, der nächste Wegweiser kündigte dann an, daß es nur noch 4 km seien. Wir fühlten uns ziemlich verarscht, aber wir fanden es schließlich. Der Kellner indentifizierte uns beim ersten Blick als Deutsche. Keine Ahnung, woran er das gesehen hat. Unser Vermieter hatte uns ein paar tschechische Worte beigebracht. Bei mir ist davon nur dobrý den (Guten Tag) und ahoj (Hallo) hängen geblieben. Mehr brauchte ich auch nicht, da die Tschechen, mit denen wir zu tun hatten, alle Deutsch sprachen. Diese Tour war mit neun Stunden unsere längste, nach Maatins Berechnung sind wir gut 20 km gegangen, bergauf und bergab.

Einen Tag verbrachten wir in Dresden. Das war für mich noch anstrengender als die Wanderungen über Berg und Tal. Ich mag das Pflastertreten einfach nicht mehr. Wir fanden aber in der Neustadt ein schönes Café mit leckerem Vollkornkuchen und sehr gutem Kaffee. Später saßen wir auf der Wiese an der Elbe. Auf einem großen Markt, der gerade abgebaut wurde, konnten wir gut aussehende und preiswerte Pfifferlinge kaufen. Lebensmittel sind im Osten recht billig. Die Menschen haben hier 25 Jahre nach der Wende immer noch weniger Geld als im Westen.

Natürlich gingen wir wie im letzten Jahr den zauberhaften Pfad an den großen schweigenden Steinriesen entlang. Ich verrate seinen Namen nicht; er steht auch nicht in meinem ansonsten sehr ausführlichen Reiseführer. Wir sahen dort nur einen einzigen Menschen, dafür zeigten sich Blindschleichen und Eidechsen. Wir hörten den Kolkraben zu, die mit sonorem Kroh Kroh über die Schluchten flogen. Zweimal fielen ganz in der Nähe krachend tote Fichten um, die wie Riesenmikadostäbe überall herumliegen. Auf den Flächen, auf denen das große Feuer vor drei Jahren gewütet hat, wächst der neue Wald ganz von allein. Das Leben setzt sich immer wieder durch, die Spuren der Vernichtung sind bedeckt vom fröhlichen Grün der Birken. Wie im letzten Jahr war ich ganz beglückt vom Konzept der Nationalparkverwaltung, die Natur hier Natur sein zu lassen, weil sie es einfach am besten weiß. Ich wünsche mir so sehr, daß sich dieses Konzept auch in allen anderen Lebensbereichen durchsetzt. Übrigens fiel mir auf, daß es weit und breit weder die völlig unökologischen Windräder noch Photovoltaikanlagen gab, mit denen der Westen verschandelt wird. Später erfuhr ich, daß man sich bewusst aus Landschaftsschutzgründen dagegen entschieden hat.

Eine der gemäßigteren Treppen auf den Katzstein, links befindet sich eine Katzenskulptur.

 

Taubenschwänzchen

Kurz vor Sonnenuntergang stand ich zwischen den Beeten und hörte dem Summen der Insekten zu. Es scheinen dieses Jahr so viele zu sein: Hummeln und Wildbienen im Herzgespann, Schmetterlinge im Lavendel, Schwebfliegen und Hummeln in den Kardenblüten. Und die Bienen, die zur Zeit den leuchtendblau blühenden Borretsch besuchen. Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung wahr und sehe ein kleines Zauberwesen im Phlox, das mit vibrierenden Flügeln über den Blüten in der Luft steht und seinen langen Rüssel in die tiefen Blütenkelche steckt. Es erinnert an einen Kolibri mit seinem kompakten Körperchen und den schwirrenden orangefarbenen Flügeln, aber es ist ein Insekt. Ein Taubenschwänzchen. Auf dem Foto ist es schwer zu erkennen, es war auch schwer zu fotografieren, weil es sich so schnell von Blüte zu Blüte bewegte. Ich konnte es buchstäblich in mir spüren, wie es sich für die Blüte anfühlt, wenn sie so tief innen von einem Insektenrüssel berührt wird. Es ist wohl für beide Beteiligten eine lustvolle Begegnung.